Stellung beziehen – warum eine eigene Meinung wichtig fürs Lebensglück ist
Die wissenschaftliche Studie „regretting motherhood“ der Universität Tel Aviv, die seit ein paar Wochen kontrovers in den Medien diskutiert wird, hat mich zum Nachdenken gebracht: Erstmals war es Frauen in dieser Studie gestattet, ihre Mutterschaft öffentlich zu bereuen. Eine Einstellung, die absolut nicht meiner eigenen entspricht – dennoch finde ich den Tabu-Bruch wichtig: Den Mut zu haben, zu sagen, dass man mit etwas unzufrieden ist, obwohl die gesellschaftlichen oder moralischen Dogmen dies eigentlich nicht gestatten.
„Mut, zu sagen, dass man mit etwas unzufrieden ist, obwohl die gesellschaftlichen/moralischen Dogmen dies eigentlich nicht gestatten.“
Interessant ist für mich an der Initiative also nicht, dass Frauen ihre Mutterschaft bereuen – sondern, dass das Muttersein öffentlich entschmalzt wird. Dass die Geigenuntermalung wegfällt und Frauen endlich ehrlich sagen dürfen, wie hart der Job manchmal ist.
Es geht also um Ehrlichkeit und Authentizität. Darum, nichts zu beschönigen oder zu verschleiern, vor allem aber auch darum, individuelle Bedürfnisse zu erkennen und seinen ganz eigenen Weg zu gehen. Dieser Aspekt lässt sich wunderbar auf die Berufswelt übertragen: Die Unfähigkeit, seine eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen, ist in der Arbeitswelt weit verbreitet. Erschöpfungszustände und Burn-out gibt es mehr und mehr auch bei Männern – Frauen sind jedoch besonders anfällig, weil sie bereits in der Kindheit gelernt haben, sich zurückzunehmen.
Zu merken und dann auch zu artikulieren, was falsch läuft, ist die eine Sache. Die Lösung, Optimierung, Verbesserung der Situation die andere. Wer jedoch andere Menschen, Umstände, kurz: das Außen, für sein Glück oder Unglück verantwortlich macht, wird langfristig keine Verbesserung erreichen.
„Wer jedoch andere Menschen, Umstände für sein Unglück verantwortlich macht, wird langfristig keine Verbesserung erreichen.“
Eigenverantwortung ist gefragt. Jeder von uns sitzt am Steuer seines eigenen Lebens. Und jeder von uns hat es deshalb selbst in der Hand, welche Fahrtrichtung er einschlagen möchte.
Die Reise beginnt von Innen – und eine eigene Meinung ist dabei unerläßlich. Was finde ich gut, was nervt mich? Wo will ich hin – ganz unabhängig davon, was andere von mir wollen? Wer es schafft, den inneren Kompass auf sein ganz individuelles Glück einzustellen, hat beste Chancen auf ein positives Lebens- und Arbeitsgefühl.
Auch die Mütter.
In diesem Sinne wünsche ich gute Fahrt (und gute Laune),
Ihre Regina Först